Bauernmusik in der Iglauer Sprachinsel

Unter diesem Titel fand am 3. Juni 2000 im Rahmen des kulturgeschichtlichen Programmes des Vereins Gustav Mahler ein Vortrag im Kammermusiksaal des Gustav-Mahler-Museums in Iglau, Kosmakova (Materngasse) 9, statt.

Der Vortragende Harry Höfer, auf unseren Musikantentreffen Leiter der Fiedelmusikanten, ließ es sich nicht nehmen, das Ensemble kurz vorzustellen: Die vier gehören dem Iglauer Singkreis an, der schon vor 60 Jahren in Iglau an der Musikschule gegründet wurde.

Die Grobfiedel spielte Franz Höfer aus Mühlheim bei Frankfurt, geboren 1935 in Schlappenz – unser einziger "echter" Iglauer, die zweite Fiedel Stefan Schatz aus Kornwestheim bei Stuttgart, den Bass Robin Wukits aus Babenhausen bei Darmstadt, ein echter Amerikaner, dessen Familie ursprünglich aus dem Burgenland stammt. Für die tschechischsprachigen Zuhörer besorgte Frau Dr. Alena Jakubicková, Geschäftsführerin des Gustav-Mahler-Vereins, die Simultanübersetzung.

Auf einer ersten Folie wurde zunächst der räumliche Umfang der ehemaligen altbairischen Sprachinsel gezeigt. Durch diese "Insellage" konnte sich im Igelland viel Ursprüngliches erhalten, besonders typisch die alte Iglauer Bauerntracht und die Bauernmusik. Die Iglauer Bauernfiedeln sind ein Überbleibsel aus einer Zeit, als es die Violine noch nicht gab.

Aus dem Mittelalter sind Abbildungen der damaligen Fiedeln überliefert. Damals war die Fiedel in ganz Europa und darüber hinaus verbreitet. Die höfischen Instrumente wurden vom Volk nachgeahmt und fanden Einzug in das bäuerliche und bürgerliche Leben. Auch die Hussiten spielten darauf - daher auch der Ausdruck "hussa" oder "housle" für die Geige.



Spielte 1896 zur Bauernhochzeit im Simmersdorf (tschechisch: Smrcna) auf: Die Fiedelkapelle Stummer

Im Iglauer Gebiet gab es noch in der ersten Republik eine Reihe von Fiedelquartetten. Die Stammbesetzung ist: Zwei viersaitige sog. "Klarfiedeln", eine etwas größere dreisaitige "Grobfiedel" und das Ploschperment. Diese Besetzung wurde "Bairasche" dh. "bäuerische" Musi genannt – im Gegensatz zur Blaskapelle: das war die "Bejmische Musi".

In Deutsch-Gießhübel spielte das Fiedelquartett Josef Gleixner, in der südlichen Ecke die Gebrüder Bernesch, aus der Stadt – er hatte sein Häuschen im Lederergrund – kam Franz Mazal. In Wolframs gab es den Fiedelmusikanten Martin Göth mit seiner Kapelle, dessen Instrument hier ausgestellt ist. In Groß-Beranau und Koslau gab es die tschechische Fiedelkapelle Jozef Havrda mit dem Bassisten Koch. In diesem Gebiet hatte sich die Iglauer Bauerntracht auch bei der tschechischsprachigen Bevölkerung erhalten.

Die Fiedeln spielten zu allen möglichen festlichen Anlässen, aber auch zur geselligen Belustigung im Wirtshaus. Dort wurde Singen, Spielen und Radltanzen zu einer Einheit verwoben, dem sog. "Tuschen".

Mit Beispielen von Bild- und Tondokumenten sowie zeitgenössischer Quellen wurden die Ausführungen veranschaulicht. Schließlich griffen die Musikanten zu ihren Instrumenten und brachten einige Beispiele traditioneller und aktuell gepflegter Fiedelstücke zum Besten:

Aus Köttners Aufzeichnung aus Wilenz von 1819, aus Khuns Überlieferung von 1903, aus der Hatscho-Fassung des Iglauer Singkreises, Beispielstückln von Gleixner, Göth, Havrda und Mazal, gipfelnd in zwei Tuschliedern vom Bauernknecht und natürlich die "blauen Bändla".

Das fachkundige Publikum verfolgte die Aus- und Vorführungen mit Aufmerksamkeit und Interesse und spendete dem Dargebotenen Beifall und Anerkennung.


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