„Iglau unterm Hakenkreuz“
Dokumentation zur Geschichte der
Iglauer Sprachinsel,
vor, während und nach der Zeit des
Protektorates.
Autor: Jiri Vybihal, Mitarbeit: Vilem Vodak
Heute, 66 Jahre nach Kriegsende freuen wir
uns, dass Tschechien so vehement dabei ist, die „verschwiegene Geschichte“ (Buchtitel) aufzuarbeiten, unsere
Erinnerungen zu bestätigen. Und wir? Haben nicht auch wir, 66 Jahre „danach“
die Aufgabe auch über unsere verdrängte, verschwiegene Geschichte offen und
ehrlich zu sprechen? Wir müssen es gar nicht so sehr Dritten gegenüber tun,
sondern hauptsächlich uns und unseren Kindern gegenüber. Aber – und da bedarf es keiner Diskussion: Unser Gedenken, unsere
Erinnerung an unseren Gedenkstätten in Waldkirchen, Fratres und Iglau, in den
Gottesdiensten dort und in Heidenheim, am Denkmal auf dem Schlossberg, gehört allein
uns, unseren Toten, unseren Erlebnissen und Leiden vor, während und nach der
Vertreibung, verbunden mit dem Dank an diejenigen in der Tschechei und in
Österreich, die uns damals etwas zu Essen zusteckten, uns ein erstes Quartier
und unseren Toten eine würdige Ruhestätte gaben. Und überall dort, wo es
geschichtlich notwendig und wo es angebracht ist, da gehört die Erinnerung hin,
an die „dunkle Zeit“.
Hilfestellung zur Erinnerung an unsere Geschichte
von 1939 bis 1945 kann uns dabei ein Buch geben, das neu auf den
deutschsprachigen Markt kommt: „Iglau unterm Hakenkreuz“. In
Tschechien ist es schon seit dem vergangenen Jahr im Handel. Es hat vor allem
bei der wissbegierigen Jugend guten Absatz gefunden. Jetzt ist, auch dank der
Unterstützung aus der Familie unseres Ehren-Bundesvorsitzenden Fritz „Fiffo“
Hawelka, die deutsche Übersetzung fertig. Auch die Übersetzung des Textes
selbst und notwendige Korrekturen wurden von Fritz Hawelka begleitet. Das Buch
ist keine „Aufrechnung“, es denunziert nicht, es stellt nicht bloß. Genau wie
Herma Kennel, bescheinigt Fritz Hawelka dem Buch, das im Übrigen sogar mit
einigen falschen Behauptungen und Gerüchten „aufräumt“, eine sachlich korrekte
Zeitdokumentation. Jiri Vybihal, der Autor und Herausgeber des Buches, hat, in
Zusammenarbeit mit Vilem Wodak, aber nicht nur die Zeit des Protektorates
beschrieben, sondern auch die Zeit davor und danach. So nimmt er z. B. Bezug
auf die jahrhundertelange Geschichte der Deutschen in der Sprachinsel und auch
auf die Zeit der Vertreibung, in der fast „minutiös“ beschrieben ist, wann
welches Dorf „geräumt“ wurde.
Aus Herma Kennels Essay zum Buch haben wir
die Überschrift zu diesem Artikel übernommen. Rein historisch betrachtet ist
die Überschrift nicht ganz korrekt, denn „Iglau“ gab es schon seit der Gründung
der Tschechoslowakei, bzw. der damit verbundenen Einführung der Amtssprache
Tschechisch nicht mehr. Aber speziell in der Zeit von 1939 bis 1945 war Jihlava
doch wieder Iglau. „Das Buch“, so Herma Kennel, „zeichnet sich insbesondere
durch die vielen historischen Fotos aus, die Jiri Vybihal unermüdlich gesammelt
hat. Man könnte fast sagen, es handelt sich um ein Fotobuch mit
Erläuterungen. Für sein Buch hat er
deutsche und tschechische Zeitzeugen befragt. Er hat die Nachkommen der
handelnden Personen interviewt und in Archiven geforscht. Die Zeitung
„Mährischer Grenzbote" war bei seinen Recherchen eine wichtige
Quelle.
Durch sein Buch haben vor allem die jungen Tschechen von der deutschen
Vergangenheit Iglaus erfahren. Dass das Buch schnell vergriffen war und eine 2.
Auflage gedruckt werden musste, zeigt das große Interesse der jüngeren
Generation, endlich zu erfahren, wie das Leben vor 1945 in Iglau war. Jiri
Vybihal ist kein Historiker, sondern ein Manager. Das kommt dem Buch aber eher
zugute, weil er leicht verständlich und sehr sachlich schreibt. Er muss keine
politischen Rücksichten nehmen und kann es sich leisten, vorurteilslos über die
Geschehnisse in jener Zeit zu berichten. Nüchtern und objektiv beschreibt er
die Funktionen von Amtsträgern, schildert die Auswirkungen ihrer Handlungen und
deren Folgen. Die Absicht Jiri Vybihals, das Buch in deutscher Sprache
herauszugeben, kann man deshalb nur begrüßen. Bei den Iglauern, die vor dem
Krieg geboren sind, wird das Buch Erinnerungen wecken, ihren Kindern wird es
zeigen, wo ihre Eltern und Vorfahren herkommen. Und allen, die Interesse an
Zeitgeschichte haben, bietet das Buch eine aufschlussreiche Schilderung des
politischen Alltagslebens in jenen Kriegsjahren.
Das Buch „Iglau unterm Hakenkreuz“, gebunden, 343 Seiten, 350 Fotos, kann ab sofort bestellt werden, beim Verlag Mährischer Grenzbote, 69436
Schönbrunn, Erlenweg 4, Telefon/Telefax: 06262/95090, e-mail: poststelle@iglau.de Lieferung
ab Juni 2011. Einzelpreis 35.00 EUR. Porto nach Aufwand. Ein Tipp: Das
aufwändig verarbeitete Buch muss wegen seines Gewichtes als Paket verschickt
werden. In ein Paket können wir aber zwei Bücher packen. Es lohnt sich also
noch für eine zweite Person mitzubestellen, dann kostet es für jeden nur das
halbe Porto.