Die Mundart der Iglauer Sprachinsel

Auf halbem Wege zwischen Brünn und Prag liegt Iglau, tschechisch Jihlava, bis 1945 Mittelpunkt einer altbairischen Sprachinsel, die früher außer Iglau selbst 75 umliegende Ortschaften umfasste. Bis zum Jahr 1000 waren Böhmens Randgebirge nur spärlich besiedelt. Reste einer slawischen Ansiedlung wurden in der Igelsenke gefunden. Erst gegen das 12. Jahrhundert setzte die Besiedlung der bewaldeten Höhen ein, von Landesherren und Klöstern angestoßen. Silberfunde im Iglauer Gebiet zogen zusätzlich Menschen an. Bäuerliche Siedler kamen hauptsächlich aus der südlichen bis mittleren Oberpfalz, Bergleute aus dem ostmitteldeutschen Sprachgebiet.

Die Sprachinselmundart gliedert sich in drei Mundartgebiete (Wilfried Stolle, Vokalismus der Mundarten in der Iglauer Sprachinsel):  Das „Bäurische“, das am stärksten mittelbairische Anklänge angenommen hat, findet sich in der Südhälfte der Sprachinsel und einem Streifen nördlich von Iglau, das „Pachterische“ (nach den Grafen Pachta von Reihofen und Buckau, Landesherren im 17. Jhdt),  das den älteren Klang bewahrt hat und die nordbairischen Ursprünge deutlicher hören lässt, hört man im böhmischen Teil nördlich von Iglau, und das „Langendörferische“, das eine eigene Lautentwicklung zeigt und z. B. wie in Wischau den W-Anlaut durch die Nähe des Tschechischen in B umgeformt hat, im äußersten Nordzipfel der Sprachinsel. Der schöne Satz „Wir gehen heim“ heißt im Bäurischen „Mir genga haam“, im Pachterischen „Mir gejhn huam“ und im Langendörferischen „Bia goin huim“!

Eine Hörprobe zum Bäurischen findet sich hier: So sans, dej Maura!


Mundartkarte
Belegorte der Mundartgebiete aus: W. Stolle, Der Vokalismus in den Mundarten der Iglauer Sprachinsel, Verlag Robert Lerche München 1969, S. 205